Schweiz
Gesellschaft & Politik

Häusliche Gewalt: Ständerat spricht mehr Geld für Schutz von Frauen

Tamara Funiciello, SP-BE, hoert der Antwort ihrer Frage zu, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Freitag, 13. Juni 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Tamara Funiciello war gar nicht glücklich mit dem Entscheid des Nationalrats.Bild: keystone

Nach Protestwelle: Ständerat spricht mehr Geld für Frauenschutz

Der Nationalrat hatte am Dienstag entschieden: Der Schutz von Frauen ist ihm im Budget keine zusätzliche Million wert. Nun hat der Ständerat den Entscheid gekippt.
10.12.2025, 12:1011.12.2025, 12:23

Allein im ersten Halbjahr 2025 kam es in der Schweiz zu 18 Femiziden. Im Jahr 2024 registrierte die Polizei 21'127 Straftaten im häuslichen Bereich.

Obwohl die Schweiz 2018 die Istanbuler Konvention unterzeichnet hat und sich damit verpflichtet hat, Frauen besser vor (häuslicher) Gewalt zu schützen, zeigt ein Bericht: Die Schweiz versagt in grundlegenden Bereichen des Opferschutzes.

Deshalb verlangte SP-Nationalrätin Tamara Funiciello, dass Frauen besser vor häuslicher Gewalt geschützt werden. Sie beantragte dafür eine Million Franken mehr fürs Budget.

Der Nationalrat wollte davon nichts wissen, sprach lieber mehr Geld für Herdenschutz, Weinbau und Rüstungsgüter.

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Ist dem Parlament Herdenschutz mehr wert als der Opferschutz?Bild: DPA

Funiciello regte sich fürchterlich auf:

«In welcher Welt werden Schafe vor Frauen priorisiert?»
Tamara Funiciello (SP)

Nun hat der Ständerat den Entscheid gekippt. Er will die eine Million zusätzlich sprechen. Gesichert sind die Mehrausgaben deswegen aber noch nicht. Als Nächstes berät wieder der Nationalrat darüber.

Zuvor war es zu politischem Protest gekommen. Am Dienstagabend protestierten mehrere Hundert Menschen auf dem Bundesplatz in Bern gegen die Entscheidung des Nationalrats.

Dazu aufgerufen hatte das Feministische Streikkollektiv. Gleichzeitig wurde der Posteingang von bürgerlichen Parlamentariern und Parlamentarierinnen mit Protestbriefen geflutet.

Video: ch media/matthias steimer

Andrea Caroni, FDP-Ständerat, ärgerte sich gegenüber «Blick» darüber.

«So wird das Hauptwerkzeug von Parlamentariern lahmgelegt, im Resultat von russischen Hackern kaum zu unterscheiden.»
Andrea Caroni

Finanzministerin Karin Keller-Sutter versuchte im Ständerat zu beschwichtigen. Von Einsparungen im Opferschutz könne keine Rede sein. Das Budget werde bloss nicht aufgestockt.

(her)

«Häusliche Gewalt kennt kein Geschlecht» Johnny Depps Anwältin im Interview

Video: watson
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379 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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haraS
10.12.2025 11:04registriert Januar 2023
Schade wird nicht erwähnt, wie viele Unterschriften innert kürzester Zeit zusammen gekommen sind. Hoffentlich lernt der Nationalrat, sich für die Menschen dieses Landes einzusetzen und nicht nur für die Lobby, von der sie bezahlt werden.
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Zamorano is back again
10.12.2025 10:49registriert September 2025
Genau so funktioniert die direkte Demokratie Herr Caroni. Die FDP ist für mich ein totales Auslaufprodukt, welches niemand mehr benötigt.
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Zwingli
10.12.2025 10:59registriert August 2014
Nicht zu vergessen die fast 250'000 Unterzeichnungen des Online Apell an den Ständerat
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